Interview des vm2000.net mit Jörg Boström
Auf dem Bild sind Menschen zu sehen, die im Sonnenlicht lange Schatten werfen. Teilweise bewegen sie sich auf den Betrachter zu, einige im Bildhintergrund aber auch von ihm weg. Die Schatten laufen von links oben nach rechts unten. Die Straße scheint eine Steigung nach links oben zu haben, möglicherweise handelt es sich um die Obermarktstraße, die vom Mindener Markt aus nach oben ansteigt. Links im Bild sind zwei selbstständige Schatten ohne zugehörige Menschen, die Menschen befinden sich außerhalb des Bildraums. Allerdings lässt sich von der Form der Schatten her nicht direkt auf menschliche Figuren schließen, sondern es könnte sich auch z.B. um humanoide Außerirdische handeln. Es handelt sich aber jedenfalls um aufrecht gehende Wesen mit zwei Beinen, und einem Kopf. Der Kopf ist möglicherweise bei dieser Lebensform kantig, oder es handelt sich eventuell um einen Menschen mit Hut. Möglicherweise hat sich hier aber auch einfach der Schatten in gewisser Weise verselbstständigt, und eine Form angenommen die nicht mehr so ganz der Vorschrift entspricht, er ist auch in die Länge gezogen, vielleicht vergleichbar mit einem Hund, der an der Leine zerrt.
Rechts im Bild befindet sich eine dunkle Ecke, hier fällt das Sonnenlicht nicht hin. Dort steht eine menschliche Figur, als dunkler Umriss, die an einen Schatten erinnert, aber keinen Schatten wirft oder kaum, vor einem hellen Fenster. Weiter links im Bild ein weiteres helles Fenster, an dem eine graue Figur vorbeiläuft, die eine Art Zwischenposition zwischen der laufenden Menschengruppe in der Bildmitte, und der dunklen Figur im Schatten rechts einzunehmen scheint.
Die hellen Fenster in dem dunklen Bereich scheinen leicht bläulich zu schimmern, und die Frage offen zu lassen, ob es sich um Fenster handelt, oder möglicherweise um große Monitore, und wohin sie führen, oder was sie zeigen wollen.
Die Figur in der schattigen Ecke scheint jedoch weder die Straße noch die hellen Flächen, also die Fenster oder Monitore, anzuschauen, sondern eine vor ihr liegende halbdunkle Wand, die sich an dieser Stelle etwas nach vorne zu wölben scheint.
Auf ein gelborangefarbenes Straßenpflaster, das die Helligkeit des Sonnenlichts wiedergibt, fallen die Schatten in Grau- bis Schwarztönen, jedoch sowohl mit rötlichen Anteilen, als auch, hauptsächlich im Kopfbereich, mit einer grünlichen Aura. Die Menschen im Gegenlicht sind dunkle Umrisse, ebenfalls in Schwarz- und Grautönen, mit rötlichen und bläulichen Anteilen. In der schattigen Nische im rechten Bildteil haben die Schatten rötliche und violette Anteile, während die hellen Rechtecke in diesem Teil, die möglicherweise Fensteröffnungen darstellen, bläulich bis grünlich und nur teilweise fast weiß zu schimmern scheinen. Durch die Schatten und dunklen Figuren auf hellem Grund wirkt das Bild sehr kontrastreich.
Es gibt in dem Bild auch einen gewissen Farbkontrast, aber ohne dass die Farben grell wirken, sie wirken nicht sehr bunt, sondern irgendwie kräftig.
Einige Fragen an den Künstler
Hat die Wirkung der Farben auch etwas mit dem Farbauftrag, der Konsistenz der Farbe, zu tun?
Selbstverständlich, weil die Farben, die ich meist benutze, ja Pulverfarben sind, und damit hat die Konsistenz der Farbe auch etwas ganz anderes, als wenn es Farben aus der Tube sind. Die kann man je nachdem sind sie dicker oder nicht dick und die werden ja auch mit verschiedenen Pinseln aufgetragen, so dass die Wirkung der Farbe sehr stark davon beeinflusst ist.
Du kannst die Konsistenz der Farbe bei den Pulverfarben besser beeinflussen, als wenn Du Farben aus der Tube nehmen würdest?
Nein, die Konsistenz ist von vornherein eine andere, weil sie ja aus Pulver besteht. Das Pulver wird ja mit einem Binder direkt auf die Leinwand aufgetragen, und dadurch ist die Farbe gleichzeitig auch eine materielle, starke Konsistenz.
Die Farbe ist dicker und hat dann auch eine reliefartige Oberfläche.
Das Bild hat mehr Charakter, mehr Oberflächencharakter.
Das sieht man ja auch bei manchen Bildern. Allerdings noch besser, wenn man davor steht, als wenn man nur Fotos der Bilder sieht.
Ja, das sieht man im Original natürlich noch besser. Und besonders, wenn man nah ran geht, dann sieht man, dass es eine richtige rauhe Oberfläche aus Farben ist, wie eine Wand.
Haben Leinwandbilder eventuell eine stärkere Kontrast Wirkung, als z.B. Aquarelle oder Zeichnungen?
Leinwandbilder haben auch eine stärkere Wirkung, meine ich jedenfalls, als Aquarelle oder Zeichnungen, weil sie einfach mehr Material haben, mehr Material was das Bild sozusagen wie ein Relief produziert.
Also sie sind greifbarer, räumlicher.
Ja, das Leinwandbild hat einen sehr viel materielleren Charakter, als ein Aquarell oder als ein Tubenbild. Dass eine Oberfläche entsteht unterschiedlicher Konsistenz, mal etwas plastischer, mal etwas glatter, aber die Pulverfarbenbilder sind wie Reliefs stärker mit der Oberfläche beschäftigt.
Erzeugst Du unterschiedliche Farbtöne durch Mischen von Farben, durch Verdünnen von Farben, vielleicht auch durch Grundierung u.Ä.?
Unterschiedliche Farbtöne bilden sich natürlich durch Mischen von Farben. Du kannst ja auch, ich hab ja Bilder von meiner Malfläche da kannst Du das da reinstellen, um das zu zeigen, was ich meine.
Du verwendst, wenn man das so ausdrücken kann, eher gedämpfte Farben, also z.B. keine grellen poppigen Farben, kein Quietschgrün oder Knallrot, trotzdem wirken die Bilder kontrastreich und die Farben kräftig. Wie machst Du das?
Ich mag nicht grelle Farben, in meinen Bildern sind immer sehr vermischte und gedämpfte Farben. Aber auf den Bildern auch reliefartige Pulverfarben, die da eine Oberfläche bilden. Und dadurch wirken die Bilder auch in der Oberfläche kontrastreich. Und das mache ich dadurch dass ich mit Spachtel und Pinsel Pulverfarben mit dem Binder mische, und die dann auftrage. So dass das gerade noch vor ein paar Sekunden Pulver waren, die nun als Farbreliefschicht auf die Leinwand kommen.
Die Grautöne der Schatten haben teilweise auch farbige Anteile?
Die Grautöne im Schatten haben schon dadurch oft farbige Anteil, dass ich die Pinsel oft nicht auswechsle, sondern nur kurz in Terpentin auswasche, kurz, aber nicht viel, und dadurch habe ich auch sehr gerne die Verbindung der Töne, der Farbtöne mit den Schatten.
Die Schatten mischen sich bei mir auch mit den Farben der Gegenstände, so als ob die Gegenstände gewissermaßen Farbe auf die Schatten auftragen, und umgekehrt die Schatten sich ja auch auf den Gegenständen niederlassen. Das Leben ist ja auch ein Wechselspiel von Licht und Schatten, wie bei Rembrandt, der ein ganz großartiger Künstler war.
Der hat ja auch die Hell Dunkel Malerei…
…genau, mehr oder weniger erfunden, auch vor der Fotografie.