Interview Teil 14 – Konversation mit alten Meistern

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström


Maler und Hund, 100×120 cm, Ölfarbe, 2011

Findest Du die künstlerische Konversation mit alten Meistern interessant? Mir fallen da Jan van Eyck und Piero de la Francesca ein, die schonmal Deine Malerei inspiriert hatten.

Ich habe an alten Meistern schon immer wieder Interesse, auch an Rembrandt z.B., der mit seinen Lichtern so arbeitet, mit Licht und Schatten. Das war für mich als Fotograf von Interesse. Das waren natürlich immer so realistische Maler, sage ich mal, die mich von der Vergangenheit interessiert haben. Und die haben ja hauptsächlich eben realistisch gearbeitet, es hat mich aber auch die Höhlenmalerei interessiert. Die war notgedrungen freier, wilder, weil die Wände in den Höhlen auch unregelmäßig waren, und die Höhlenmalerei verband ja die Malerei auch mit Struktur, mit Material, mit den Steinwänden. Das hat mich schon immer wieder interessiert.

Jetzt fällt mir ein, Du hattest auch mal ein Bild, das mit dem Gemälde “Die Nachtwache” zu tun hatte.

Ja, ich glaube, das habe ich kombiniert mit einem Portrait von, ähm, Richard Hiepe. Den habe ich darauf gemalt. Du hast das Bild ja wahrscheinlich vor Dir, oder kannst es Dir im Internet raussuchen.

Hier ist es zu finden. Jetzt rufe ich gerade das Originalbild Die Nachtwache auf im Internet, und sehe da auch, was Du meintest mit Licht und Schatten, dass es auch vom Gesichtspunkt des Fotografen her interessant sein könnte.

Ja, natürlich. Rembrandt war für Fotografen auch von Interesse, weil er sehr viel mit Licht und Schatten gearbeitet hat, was ja auch bei meiner Fotografie ganz wichtig ist.

Und, Jan van Eyck und Piero de la Francesca haben Dich interessiert, weil sie eine realistische und sehr gute Maltechnik hatten?

Ja, und ich war ja immer, im Grunde gedanklich auf jeden Fall, auch wenn ich kurzzeitig mal in der Malerei im Abstrakten abgerutscht bin, aber mehr an Realismus interessiert, und da waren Künstler eben wie Van Eyck und Piero de la Francesca für mich natürlich von Interesse.

Piero de la Francesca, das war die Zeit, wo die perspektivische Malerei entwickelt wurde?

Ja, der Raum kam in die Malerei.

Kürzlich war bei Facebook ein inszeniertes Foto zu sehen, das die Szenerie von Manets Frühstück im Grünen verlegt hatte auf eine heutige Müllkippe. Findest Du auch diese Form der Beschäftigung mit Malern früherer Jahrhunderte gelungen?

Das bei Facebook inszenierte Foto, das Manets Frühstück wiederholt hat, Fotoinszenierung, das hat mich schon fasziniert, das ist schon Satire.
Und deshalb habe ich die auch gerne kopiert und zusammengebracht, ich habe aber bis heute nicht herauskriegen können, wer das gemacht hat, diese Müllkippeninstallation.

Künstler wie Manet wiederum kopierten in ihrer Studienzeit Werke alter Meister wie Rembrandt, um davon zu lernen.

Das verstehe ich sehr gut, ja ja.

Ich verstehe es auch, andererseits sollten wir in der Schule Bäume so malen wie Caspar David Friedrich, und das ist uns nicht allzu gut gelungen.

Haha, ja, das war auch ein genialer Maler, natürlich ist das dann nicht so gut gelungen. Aber dann lernt man, wenn man versucht, so zu malen oder zu kopieren, die Kunst dieser Menschen intensiver kennen, als wenn man nur mal flüchtig drüberguckt. Gerade wenn man alte Meister kopiert, lernt man sie ja noch genauer kennen, als wenn man eben einfach mal im Buch blättert oder im Internet stöbert. Das Kopieren, das Malen im Sinne alter Meister, ist ja eine Annäherung, auch an die Kunst vom Technischen her, vom Materiellen her. Dass man sich viel intensiver noch mit den Malern beschäftigt, wenn man sie kopiert, oder in ihrem Stile neue Bilder malt.

D.h. Du würdest das für garkeine schlechte Übungs- oder Lernmethode halten, oder?

Das würde ich schon, ja, obwohl ich als Lehrer in der Klasse nicht so viele begabte Schüler hatte, die das hätten können. Da muss man ja schon selber ein guter Maler sein, wenn man die alten Meister kopieren will.

Deswegen kann das auch zu Misserfolgserlebnissen führen.

Das würde ich so sehen, ja.

Aber andererseits verstehe ich, was Du meinst, dass man sich dem natürlich stärker annähert, als wenn man nur einen kurzen Blick darauf wirft.

Ja, und das wäre für einen jungen Maler auch eine gute Lehre. Wenn sie Künstler, alte große Künstler kopieren, lernen sie noch mehr auch von Technik und von Konstruktion, und von Gestaltung.

Also sie beschäftigen sich dann auch mehr mit der Art und Weise, wie die alten Meister ihre Bilder komponiert haben.

Ja, genau. Und auch materiell, wie sie mit der Farbe umgehen, wie sie mischen, wie sie hell und dunkel kombinieren, usw. usw.

Man könnte sich, wenn man Rembrandts Nachtwache abmalen wollte, fragen, wie hat er die beleuchtet?

Ja, genau. Allerdings ist ein Bild wie die Nachtwache viel zu riesig und hat viel zu viele Menschen, das schafft ja niemand, sowas zu kopieren. Da würde man lieber ein Bild nehmen mit ein zwei drei Menschen, aber nicht mit so vielen.

Aber Du warst schonmal so mutig, Dich irgendwie etwas an die Nachtwache heranzutrauen.

Da kann ich mich nicht mehr erinnern, hast Du das Bild?

Ich werde es mal heraussuchen.

Ja, das kannst Du mal machen, dann kannst Du das auch zu unserem Gespräch stellen.

Kim am Fenster, 175×120 cm, Ölfarbe, 1976

Also mich würde jetzt z.b. wenn ich das Bild Die Nachtwache sehe, interessieren, hat er da einen Scheinwerfer auf die Leute gerichtet? Allerdings gab es da ja noch garkein elektrisches Licht.

Haha, nein, die saßen ja auch nicht tagelang herum, um ihm Modell zu sitzen. Der hat ja weitergemalt. Der hatte ja nicht immer nur die Figuren lebendig vor sich, während er malte.

Der hat sie zuerst skizziert, wahrscheinlich, und dann hat er das Licht im Nachhinein irgendwie sich vorgestellt.

Ja, auf jeden Fall nicht vor der Nase, sondern er hat das auf dem Bild selbst entwickelt, und das Licht da hineingezaubert mit dem Pinsel.
Sind die Bilder von meinen Eltern bei Dir angekommen?

Das sind schon schöne Portraits, würde ich sagen. Die gehören jetzt allerdings garnicht zu diesem Thema mit den alten Meistern, sondern zu einem anderen Interviewteil?

Das kannst Du entscheiden. Aber ich würde sie ruhig dazusetzen.

Aha, Du meinst sie gehören auch irgendwie zur Beschäftigung mit alten Meistern, weil es klassische Portraits sind?

Ja, weil sie ja sehr genau sind, fast wie in der Renaissance, wie ein Barock-Portrait, oder auch wie im Realismus. Wenn ich meine Eltern male, damals, dann will ich sie natürlich genau malen, und nicht phantasieren, und insofern sind sie präziser als manche anderen Bilder von damals.

Ich habe mich noch garnicht so sehr mit der Portraitmalerei beschäftigt, und wie die sich im Verlauf der Jahrhunderte verändert hat. Aber ich kann mich erinnern, dass es aus der Schule von Rembrandt so einen Mann mit Goldhelm gibt, der ist auch ziemlich im Dunklen, mit so einer Beleuchtung ähnlich wie bei der Nachtwache.

Der ist ja ganz berühmt, gerade weil er die barocke Beleuchtung besonders prägnant darstellt, dieses Bild. Der macht sozusagen die barocke Beleuchtung zum Thema.

Jedenfalls haben sich die Portraits im Verlauf der Zeit dann wahrscheinlich auch leicht verändert, aber ich weiß garnicht genau, auf welche Weise.

Du, jede Zeit hatte auch einen gewissen Stil. Auch der Realismus, 20. Jahrhundert, der war ja kühl, der neusachliche Stil.

Dann würdest Du wahrscheinlich Deine Bilder eher davon beeinflusst sehen?

Ja, eher sachlich.

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