Interview des vm2000.net mit Jörg Boström
Bei Deiner Ausstellung, die vor einigen Monaten stattfand, Kunst-Verbindlich, hatten die beiden anderen Ausstellungsteilnehmer und Du eine Art künstlerische Zusammenarbeit entwickelt. Kam so etwas auch früher schonmal vor, bei früherer Ausstellungsplanung?
Ja, ich habe ja viel auch mit Freunden ausgestellt, und das war für mich nicht neu. Mit den beiden habe ich ja durch diese Ausstellung auch einen ganz interessanten Kontakt. Ich konnte die Ausstellung, was mich alleine betrifft, ja auch garnicht organisieren, das konnten die ja, die Bilder in die Bürgerhalle schaffen, die Bilder an die Wand hängen, mit mir zusammen dann die Reihenfolge festlegen, aber ich hatte körperlich mit dieser Ausstellung keine Arbeit.
Das ist natürlich naheliegend, dass das die beiden jüngeren Künstler gemacht haben. Aber ihr hattet Euch auch vorbereitet, und in das Thema eingearbeitet, Kunst-Verbindlich, also d.h. eine Zusammenarbeit zu versuchen, und die Ausstellung zu dritt aufeinander abzustimmen?
Wir haben ja nicht neue Arbeiten für die Ausstellung gemacht, sondern wir haben so nach Gefühl persönliche Bilder ausgesucht, und die wurden dann zu einer Zusammenarbeit, indem sie zusammen aufgehängt wurden.
Zu Eurem Konzept gehörte dann auch, dass Ihr zu dritt Zeichnungen angefertigt habt bei der Eröffnung.
Ja, wir haben gewissermaßen als Happening, oder als Ereignis, uns an den Tisch gesetzt, ein großes Papier aufgelegt, und Kreide in die Hand genommen, und haben gemeinsam gezeichnet. Du hast ja die Bilder auch davon gesehen.
Das war als Aktionskunst gedacht, als Demonstration eines gemeinsamen Arbeitens an dem Bild, an der Kunst.
Das war sozusagen für uns so ein Idee, mehr symbolisch als real, denn die Bilder, die ausgestellt waren, sind alle vorher und einzeln entstanden. Dieses Zeichnen an dem Tisch war gewissermaßen ein Happening, eine Aktion.
Die ganze Ausstellung als Happening zu gestalten, wäre dann doch zu stark improvisiert, wahrscheinlich?
Ja, dann hätten wir ein ganzes Jahr zusammen arbeiten müssen, dann wäre vielleicht ein neue Ausstellung zustande gekommen, aber nicht mit den Bildern, die bereits fertig waren.
Tauschst Du manchmal mit anderen Künstlern Ideen aus?
Das passiert eigentlich weniger, weil, wir haben einerseits wenig Kontakt, und die Künstler, die ich kenne, und mit denen wir uns manchmal treffen, die reden mehr über alles mögliche politische, kulturelle, aber nicht über die eigene Kunst.
Und es auch so, das ist bei Künstlern die Regel, dass jeder für sich ist, und meint, er sei der Einzige. Ich hab ja einige Künstlerfreunde, aber die haben nicht die Neigung, mit mir zusammen im Magazin zu arbeiten. Also Manfred Schnell ist gerne dabei mit seinen Bildern. Und mit Uli Kügler kann ich sehr gut über Kunst reden, und Kaffee trinken oder Wein, aber gemeinsam was machen haben wir eigentlich noch nicht so richtig zustande gebracht. Außer eine Ausstellung in der Kirche, die aber Frieder Küppers organsiert hat.
Du meinst die Ausstellung “Persönliche Altäre”? Hatte die etwas mit dem Austausch von Ideen zu tun?
Ja genau. Es war schon ein Austausch. Jeder arbeitete für sich, aber die Idee war von allen akzeptiert, die ergab sich durch die Lage in einer Kirche.
Deine Kirchenstücke passten ja dann sehr gut in die Kirche. Du hast auch schonmal das Taufbecken fotografiert und dann teilweise gemalt.
Das stimmt, ich habe das Thema selber schonmal zur Malerei und zur Fotografie genutzt, indem ich einen Altar fotografiert und variiert habe, in der Malerei.
Das Taufbecken ist interessant, das habe ich mir auch schon etwas näher angeguckt, das hat auch interessante Tiere, Tierdarstellungen.
Ja genau, das ist ein sehr sorgfältig gestaltetes Kunstwerk.
Ich hab da ja als Skizzen Fotografien gemacht, dazu, bevor ich angefangen habe zu malen, da spielt die Fotografie bei meiner Malerei ja immer eine wichtige Rolle, die Rolle des Skizzenbuchs sozusagen.
Stimmt, das hattest Du schonmal erwähnt.
Man muss nicht immer was Neues sagen, manchmal sagt man dann sogar etwa Falsches, damit man nur ja nicht sich wiederholt, aber was einem wichtig ist, kann man ruhig ein paarmal erzählen. So wie man auch Bilder in Folge malt, die sich ähneln, weil man in diesem Gedankenbereich der Bilder auch ist, man malt nicht immer etwas Neues. Wenn ich versuche, von meinen Bildern so eine Art Katalog zu basteln, dann bringe ich natürlich auch oft die Dinge, die zusammen entstanden sind, auch nebeneinander.
Kennst Du Künstler, deren Malstil Ähnlichkeiten hat mit Deinem?
Das kannst Du eher beobachten, oder andere Menschen. Also ich sehe das nicht so sehr, weil ich auch nicht dazu neige, mich von anderen Künstlern durch deren Werke anregen zu lassen. Also wo es eine gewisse Parallelität gibt, obwohl es gigantisch ist, das zu behaupten, der Gerhard Richter arbeitet sehr viel auf der Grundlage von Fotografien. Also insofern ist er einer der Künstler, die von mir gewissermaßen einmal sehr geschätzt, und dann auch, obwohl er der am besten bezahlte Künstler Deutschlands ist, heute, sehe ich mich in meiner Arbeit doch ihm ein bisschen nahe. Obwohl ich nicht von ihm angeregt werde, sondern das läuft parallel.
Dadurch dass er auch eventuell die Fotografie als Skizzenbuch verwendet?
Ja genau, und im Grunde ist er in meinem Alter, er stammt auch aus der gleichen Szene, Düsseldorf. Was immer das zu bedeuten hat, weiss ich nicht, aber ich habe ja auch in Düsseldorf studiert, bei dem damals für mich einzig erreichbaren gegenständlichen Künstler, Bruno Goller.
Bei dem hatte allerdings Gerhard Richter nicht studiert, wenn ich das richtig in Erinnerung habe?
Nee. Bruno Goller hat auch nicht nach Fotografien gearbeitet, soviel ich weiss, sondern nach, ja, kann man schlecht sagen, geschnitzten Kunstwerken.
Ach ja, stimmt, er hatte teilweise Puppen gemalt. Das hast Du ja auch schonmal gemacht. Insofern könnte man vielleicht sagen, Deine Puppen-Serie ist von Bruno Goller beeinflusst.
Das ist sicherlich der Fall, ja. Das würde ich auch nicht bestreiten, wenn es so gesehen wird. Denn Bruno Goller ist derjenige, der mein Professor war. Gerhard Richter ist altersmäßig mein Alter, Gerhard Richter gehört nicht zu der Professorengeneration, sondern zu den Kollegen sozusagen.
Zu den Komilitonen, die man vielleicht mal auf dem Flur getroffen hat, an der Akademie?
Absolut. Ich kann Dir ja Fotos zeigen, aus seiner Studentenzeit, und meiner. Also wir waren ungefähr die gleiche Generation.
Ein Foto, das mich im Augenblick beschäftigt, weil es einen Kollegen interessiert, ist ein Foto wo Gerhard Richter und Sigmar Polke gemeinsam drauf sind. Und das fotografiert in der Nähe in Düsseldorf an der Kunstakademie.
Was würdest Du sagen, wenn jemand versuchen würe, Deinen Stil zu imitieren?
Welchen Stil meinst Du denn?
Deinen Malstil.
Ja, was nennst Du denn, ist mein Malstil?
Z.B. Schattenbilder.
Ja. Ich glaube aber, Schattenbilder gibt es schon sehr lange in der Malerei. Lange vor mir, aber bei mir sind die etwas gründlicher und häufiger, ja klar.
Ich habe auch im Moment wieder ein Bild in Arbeit, das ein Schattenbild wird.
Das hängt auch mit meiner Erfahrung mit Fotografie zusammen. Weil, die Fotografie war für mich so rein gedanklich auch eine Art Schattenbild.
Von der Wirklichkeit der Schatten, die Wirklichkeit wirft einen Schatten, in der Kamera. So habe ich das auch schon gedacht. Insofern ist die Fotografie auch eine Art Schattenkunst.