Der Garten in mir – Landschaftskunstwerk von
Ralf Witthaus im Schloss Hubertushof

Share

„Der Garten in mir”

Außergewöhnliches Landschaftskunstwerk lässt verschwundene Gartenanlage von Schloss Hubertusburg wieder aufleben

 

Wer in der aktuellen Sonderausstellung im Wermsdorfer Schloss Hubertusburg durch eine Okularinstallation schaut, den erwartet ein beeindruckender Blick in den digital gerenderte barocken Schlossgarten vor rund 300 Jahren. Bedingt durch die wechselvolle Geschichte des Schlosses ist dieser seit etwa 250 Jahren verschwunden.

Mit dem außergewöhnlichen Landschaftskunstwerk „Der Garten in mir“ schafft der Künstler Ralf Witthaus im Rahmen der Ausstellung „Friedrich August und Maria Josepha: Es war die Hochzeit des Jahrhunderts – Das verlorene sächsische Rokoko“ ein ganz besonderes Erlebnis für Schlossgäste, Spaziergänger und interessierte Beobachter.

Mit Motorsensen und Rasenmähern wurden auf der Rückseite des größten Rokoko-Schlosses Sachsens rund zehn Prozent der zentralen Schmuckformen des früheren Parks freigeschnitten. Die in den Rasen gemähten Zeichnungen beeindrucken also über eine Fläche von 10.000 Quadratmetern. Dies lässt die Mittelachse und auch zentrale Teile der barocken Gartenkomposition künstlerisch überarbeitet für einige Wochen wieder auferstehen. Die schönen Schmuckformen der ursprünglichen, barocken Anlage wurden dabei genau an ihrem Ort als Rasenmäherzeichnung wiederhergestellt. Dafür wurde der Rasen bis zur Grasnarbe entfernt, es ist eine sehr temporäre Aktion: das Grün wächst innerhalb von nur etwa drei Wochen wieder nach. Allein ein kleiner Farbunterschied wird etwas länger verbleiben und so das temporäre Kunstobjekt noch etwas erhalten.

Ralf Witthaus ist begeistert: „Jetzt kann man das Schloss Hubertusburg mit anderen Augen sehen. Die Dimensionen der vergessenen Anlage sind bemerkenswert. Schloss Hubertusburg ist ein einzigartiges Zeugnis einer fast vergessenen Ära. Mit diesem Landschaftskunstwerk wird das umso deutlicher.“

Ein zentrales Element des besonderen Kunstwerkes wird der in die über acht Meter breite Mittelachse gezeichnete Satz „Wähle Ungnade, wo Gehorsam keine Ehre bringt“ sein – eine Komponente, die der Künstler in etwas abgewandelter Form dem Grabstein von Johann Friedrich Adolf von der Marwitz entnimmt. Dieser preußische Kommandeur ist mit Schloss Hubertusburg in besonderem Maße verbunden. Er stellte sich 1761 gegen die Plünderung des prunkvollen Jagdschlosses und damit gegen seinen Kriegsherrn Friedrich den Großen.

Für „Der Garten in mir“ im Schlossgarten der Hubertusburg kalkulierte der Künstler mit 1000 bis 1500 Mannstunden verteilt auf drei bis vier Wochen. Es ist eine seiner größten Zeichnungen. Etwa 40 Helfer aus Nah und Fern haben sich auf vielfältige Art und Weise eingebracht: Ausmessen und Abstecken, Mähen und Zusammenrechen. Genauso wichtig wie die eigentliche Gestaltung des Kunstwerks sieht Ralf Witthaus auch die kommunikative, zwischenmenschliche Komponente: „Die Zeichnung im Rasen ist nur ein Teil meiner Kunst. Genauso wichtig ist mir der performative Anteil des Projektes: Die Arbeit ist für alle ein Fest! Wir arbeiten gemeinsam. Wir essen gemeinsam. Wir kommunizieren mit den Besuchern.“

 Die Sonderausstellung „Friedrich August und Maria Josepha: Es war die Hochzeit des Jahrhunderts – Das verlorene sächsische Rokoko“ mit ihren zwei Ausstellungsteilen im Schloss ist noch bis zum 6. Oktober 2019 zu erleben und steht immer Dienstag bis Sonntag kleinen wie großen Entdeckern offen.

Ralf Witthaus (*1973) studierte Kunst, Gestaltung und Internationales Kunstmanagement. Seit nunmehr über 20 Jahren beeindruckt er mit seinen Landschaftskunstwerken – wie im Benrather Schlosspark, den italienischen Alpen und nun im sächsischen Wermsdorf. Detaillierte Informationen stehen zur Verfügung unter: https://www.bundesrasenschau.info/ralf-witthaus.

Fotografien: Harald Neumann (Bild 1-6, 8, 10-13), Thomas Hintze (7), Dr. Andreas Engel (9, 14)

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.