Der Weg zwischen Kitsch und Kunst
Manfred Schnell: Nippes/Granatapfel 2012
Mit Farben prunken, mit Formen prahlen. Bei der Suche nach der Schönheit kann man sich leicht im Sentimentalen die »Finger verbrennen« auf dem steinigen Weg vom »sündhaften« Dekor zur Kunst.
In Schnells Photomontagen Nippes / Granatapfel ist Ironie zwar offenkundig, aber Betrachter dürfen einsteigen, ohne sich mit ästhetischen Rechtfertigungen befassen zu müssen. Er gibt weder Hinweise noch Schranken. Nur die Wahl der Farben ist bestimmend: weiß und rot. Die ausgewählten Skulpturen zeigen sich in den Montagen in glänzendem, reinweißen Porzellan – zerbrechlich, schemenhaft und unberührbar. Der Granatapfel dagegen, neben Feige, Weinbeere, Olive, Honig, Weizen und Gerste eine der gelobten sieben Früchte des Heiligen Landes, zeigt den Weg ins wirkliche Leben. Die tizianrote Frucht mit der kleinen Krone gilt als Geheimnis und Versprechen zugleich, als Sehnsucht und Hoffnung. »Mythos und Kunst – welches Obst könnte gehaltvoller sein als der Granatapfel, diese gekrönte Venusfrucht?« (Klaus Thiele-Dohrmann: Die pralle Frucht der Erotik, DIE ZEIT, 22. Dezember 1999)
Spielerei? Mitnichten! Zum Dessert bitte einmal Reiskuchen mit Erleuchtung.
© Gisela Fleischmann, Ulrichshusen, 2019
© Manfred Schnell, Bilder