..mit der Kamera zum Skizzieren..Vorlagen für die Malerei…

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström

 

Auf Deinen Bildern sind sowohl Meereslandschaften als auch Felder und Bäume zu sehen. Sie zeigen wohl sowohl die Insel Norderney, als auch die Mecklenburger Landschaft?

Ja, so ist das. Ich habe ja diese Landschaften erlebt, und ich male und fotografiere natürlich nur Landschaften, die ich erlebe, und da bin ich gerne gewesen und immer wieder. Norderney, haben wir ja gebucht, eine Wohnung, und in den Mecklenburger Landschaften sind wir ja auch, wenn wir Lansen besuchen. Also, das sind immer wieder schöne Landschaften für mich, die ich fotografiere, wenn ich da bin, immer neu.

Du hast der Serie die Bildunterschrift gegeben „Mit der Kamera zum Skizzieren. Vorlagen für die Malerei.“ Das sagt ja schon Einiges über Deine Arbeitsweise. Demnach sind die hier gezeigten Fotos zuerst entstanden, und kurze Zeit später dann die Malerei? Oder auch längere Zeit später die Malerei?

Ja, die Fotografie hat mir auch geholfen dabei, die Malerei realistischer zu gestalten. Und am Anfang war sozusagen eine abstrakte Phase in meiner Malerei, und auch in der allgemeinen Kunstszene, dann habe ich mich aber mehr für realistische Malerei interessiert, und habe die Kamera als Skizzenbuch eingeführt, so dass das Fotografieren und Malen immer so ein Dialog war, zwischen zwei Bildtechniken. Malerei und Fotografie, und immer in Landschaften, in denen ich gerade lebte. Fotografieren kann man ja nur, was man um sich hat.

Hmhm. D.h. diese Arbeitsweise hast Du schon seit der Kunstakademie damals, oder seit der Zeit nach der Kunstakademie damals entwickelt, mit der Fotografie als Skizzenbuch?

Ja, ich glaube das habe ich damals schon, ich weiß garnicht genau wann zuerst. Als ich anfing zu studieren, war abstrakt angesagt, aber gegenständliche Malerei war nicht das Ziel der Szene. Ich habe den Gegenstand immer geschätzt, und habe die Kamera quasi als Instrument zum Gegenstand genutzt, und dann auch als Skizzierbuch für die Malerei.

Auf Deinen Meeresbildern ist manchmal Ebbe und Flut zu sehen, und bei den Landschaften, die Felder oder Bäume zeigen, ist es manchmal Sommer, manchmal Winter. Könnte man daher auf die Idee kommen, dass in den Bildern teilweise  Zeitabläufe dargestellt werden? Oder dass die Bilder etwas mit der Wahrnehmung von Zeit zu tun haben?

Die Bilder haben etwas mit der Wahrnehmung der Realität um mich herum zu tun, und wenn ich im Winter fotografiere, dann kommt der Winter, und wenn ich im Sommer fotografiere, dann kommt der Sommer. Ich kann aber nicht im Winter Sommer fotografieren, und umgekehrt.

Haha, naja, also mit Photoshop wäre vieles möglich.

Ja, aber ich habe damals nicht so, hm, getrickst, sondern ich habe immer Realität erfasst mit meiner Kamera, und auch mit meiner Malerei.

Wenn ich mich recht erinnere, hast Du mehrmals denselben Baum gemalt, zu unterschiedlichen Jahreszeiten?

Ja, weil ich da auch in unterschiedlichen Jahreszeiten war, und der Baum stand auf unserem Grundstück, und den habe ich dann jeweils fotografiert, und auch als Skizzenbuch für meine Malerei verwendet.

Du hattest mal eine Serie Fensterblick-Bilder, die zeigen die dortige Mecklenburger Landschaft?

Ja, ich bin, weil ich da wohnte, auch an die Mecklenburger Landschaften als Malereivorlage gekommen, und auch für die Fotografie. Und wenn wir in Norderney waren, dann habe ich eben da fotografiert und auch gemalt. Bzw. die Fotos dann auch in anderen Regionen benutzt. Norderney-Bilder habe ich ja auch in Mecklenburg gemalt, nach den Fotografien.

Auf Norderney zeigen die Bilder teilweise den Blick aus Deinem dortigen Fenster, auf das Meer, und die Strandpromenade.

Könnte man behaupten, dass eine Fensterblick-Perspektive die Verwandtschaft zwischen Fotografie und Malerei betont, weil ja ein Fenster einen Ausschnitt der Realität zeigt, so wie auch ein Foto?

Ja, ich denke schon. Ich habe ja dann diese Sicht von oben auch in der Malerei mit verwendet.

Und die Fotografie zeigt einen Ausschnitt der Realität, die Malerei in diesem Falle auch.

Ja, die Malerei ist gewissermaßen eine Erinnerung, die die Fotografie als Vorlage benutzt, und die Malerei kann dann unabhängig von der Zeit und dem Raum, nach den Fotografien, im Atelier stattfinden.

Ob der Fensterblick und Ausschnitt vielleicht auch damit zusammenhängt dass die Welt immer komplexer wird, und man deswegen nur relativ kleine Ausschnitte davon darstellen will?

Nee, eigentlich nicht. Ich kann mich nicht so erinnern, wie ich die Fensterbilder gemacht habe. Ich fotografiere gerne, was ich so sehe. Und wenn ich in der Wohnung aus dem Fenster gucke, und sehe was, dann komme ich auch auf die Idee, mach doch mal ein Foto davon. Und dann kommt als nächstes die Idee, mach doch mal eine Malerei von dem Foto. So entstehen meine Bilder. Von Stufe zu Stufe. Wirklichkeit, Fotografie, Malerei.

Aber Du hast nicht den Eindruck, dass alles immer komplexer wird, und man deswegen kleine Ausschnitte wählen muss?

Nee, muss man sowieso nicht, kann man ja entscheiden, ob man das will oder nicht.

Stimmt, man kann entscheiden, ob man Tele oder Weitwinkel benutzt, oder Panorama-Format, und solche Sachen.

Die Fotografie regt mich immer zu Malerei an. Das war schon ganz früher so, dass die Fotografie eine Art Skizzenbuch für mich für die Malerei auch ist.

War das sogar schon vor Deiner Kunstakademie-Zeit so, als Du z.B. da eine Mappe gemacht hast?

Das kann sein, ja, das weiß ich nicht mehr so genau.

Das wäre ja interessant, wenn man da noch frühe Arbeiten von Dir wiederfinden würde, irgendwo.

War oder ist die Mecklenburger Landschaft für Dich inspirierend, z.b. durch die Farbe der Rapsfelder, oder den Blick bis zum Horizont?

Ja genau, das war, als wir in Lansen waren. In Düsseldorf habe ich ja solche Landschaften nicht gesehen. Da habe ich mehr Straßenbilder gemacht, Straßenfotografie. Und auch ein Stück vom Rhein, Rheinlandschaften habe ich damals auch gemacht.

Die scheinen leider nicht mehr da zu sein?

Irgendwo sind sie.

Aha? Das wäre ja auch mal interessant, mal eine Rheinlandschaft zu sehen.

Du sagtest mal in einem früheren Gespräch “Der Begriff der Schönheit in der Kunst war damals nicht sehr populär”, mit damals meintest Du die Zeit Deine Akademiestudiums, und die Szene um 1970 in Düsseldorf, als Du dort fotografiert hast?

Als ich studierte war abstrakt angesagt. Ich war aber immer Realist. Ich habe eine kurze Phase auch mit abstrakten Bildern verbracht, aber im Wesentlichen war ich mit Malerei und  Fotografie  an der Wirklichkeit interessiert, ich war immer Realist. Die Landschaften, die ich gemalt habe,  in denen habe ich auch gelebt, zum Teil. Die habe ich ja auch fotografiert.

Man könnte eventuell behaupten, dass Deine Landschaftsbilder schön sind.

Wer das will, kann das gerne machen. Mir gefallen sie jedenfalls. Den Begriff schön kann ich überhaupt nicht so gut verwenden für die Kunst.

 

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